Laudato Si

Stellungnahme der Franz von Assisi Akademie zum Schutz der Erde
zur „Enzyklika“ Laudati Si von Papst Franziskus

„Papst Franziskus vollzieht ökologischen Kurswechsel der Katholischen Kirche - Historischer Meilenstein der Umweltbewegung"

Rom/Eichstätt 20.Juni 2015: Mit der grünen Enzyklika vollzieht Papst Franziskus, den von vielen Katholiken, lang ersehnten grünen Kurswechsel der Katholischen Kirche hin zur Nachhaltigkeit – der weit über die Klimakonferenz in Paris ausstrahlen wird. Die „grüne Enzyklika“ ist ein Meilenstein der globalen Umweltbewegung und eine große Ermutigung für alle 1.2 Mrd. Katholiken und alle Menschen guten Willens. Besonders für alle „grünen Christen“ (im weiteren Sinne), die sich schon seit Jahren und Jahrzehnten für die Bewahrung der Schöpfung eingesetzt haben.

Die brennenden „ökologischen Fragen“ bekommen damit im Lehramt die gleiche Priorität wir die brennenden „sozialen Fragen“.  Kirchliches Umweltengagement ist mit der Enzyklika kein beliebiges Arbeitsfeld mehr, neben vielen, sondern wird zur wesentlichen Dimension kirchlichen Lebens.

Erfreulich sind die große Gemeinsamkeiten der Enzyklika mit den ökumenischen Positionen wie sie im Prozess für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung seit Basel 1989 von den europäischen Kirchen (CCEE&KEK) entwickelt wurden.

Unmissverständliche Botschaft: Ökologische Umkehr 

Für die 1995 an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt gegründete Franz von Assisi Akademie zum Schutz der Erde e.V. ist die mahnende Botschaft von Papst Franziskus unmissverständlich: Wenn die Zukunft der Menschheit nicht aufs Spiel gesetzt werden soll, kann es so wie heute nicht weitergehen. Wen wir, die Menschheit – unseren übergroßen ökologischen Fußabdruck nicht radikal verkleinern, z.B. bei den CO2 Emissionen, werden wir zu Totengräber des Planeten. Wen wir, die Menschheit die vielfältigen Güter und Reichtümer der Erde nicht teilen - für die Grundbedürfnisse aller Menschen sorgen – werden wir zu Totengräber der Menschheit. Soll Unheil vermieden werden, ist eine radikale Umkehr erforderlich.

Auf einer Linie mit dem Misereor Projekt Zukunftsfähiges Deutschland 

Erstmals in der Kirchengeschichte erfolgt mit dem Rundschreiben eine „umfassende Stellungnahme“ eines Papstes zu den globalen, existenziellen Problemen von Erde und Menschheit – zur globalen Nachhaltigkeit. Papst Franziskus Analyse und Lösungsvorschläge sind in vielfältiger Weise auf der gleichen Linie wie die mutige und stark diskutierte MISEREOR/BUND Studie „Zukunftsfähiges Deutschland“, welche auf einen starken Nachhaltigkeitsansatz basierte und von 1995 bis 1997 die gesellschaftspolitische Debatte in Deutschland geprägt hat. Dieses Projekt war damals bis in die Bischofskonferenz umstritten. Insbesondere von der chemischen Industrie und dem Bauernverband gab es massive Kritik und Widerstände an der Studie.Der Bayerische Bauernverband rief seine Mitglieder zum Boykott der jährlichen Misereor Kollekte auf, die zu einer der wichtigsten Einnahmequellen des Hilfswerks Misereor zählt.  Im Zentrum der Kritik stand der Hauptgeschäftsführer von Misereor und Akademiemitglied Prälat Norbert Herkenrath der mit der Studie die Rechte der Ärmsten und des Südens vertreten sah. Die Enzyklika geht hier mit dem geforderten wirtschaftsökologischen Umbau der Weltwirtschaft noch einen mutigen Schritt weiter.

Kleine Indifferenz zur Grünen Gentechnik

Zur Grünen Gentechnik ist Rom zwar noch indifferent – hierzu gibt es in der Enzyklika quasi ein JA und ein NEIN. In dieser Frage gab es mächtige Spannungen zwischen Rom und den Ortskirchen - auch mit dem Bistum Eichstätt. Der Diözesanrat der Katholiken hat hierzu 2008 ein klares Nein zur Agro-Gentechnik beschlossen - welche auch von Bischof Maria Hanke und der Abtei Plankstetten mitgetragen wurde. Nach der Enzyklika müsste hier der Vatikan seine Praxis anpassen: die vatikanische Stiftung Centesimus Annus investiert bis heute noch Stiftungsvermögen in Monsanto-Aktien. Ob die Abwägung in der Enzyklika tragfähig ist, wird die Zukunft zeigen. Hier gibt es noch weiteren Diskussionsbedarf - wie das Lehrschreiben selbst feststellt. 

Umsetzung in der Weltkirche

Die zentrale Herausforderung der nächsten Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnte, wird sein, den Worten von Papst Franziskus – konsequente Taten folgen zu lassen - nicht nur im Lebensstil und Spiritualität der 1.25 Mrd. Katholiken und der 1.1 Mio. Priester und Ordensangehörigen, sondern in den 2.851 Diözesen, den  221.740 Pfarreien, den  71.188 kath. Kindergärten, 95.246 kath. Grundschulen, den über 1.000 Hochschulen, zahlreichen Klöstern und sonstigen kath. Einrichtungen - bis in den Vatikan. Das ist eine große Herausforderung. Das dies grundsätzlich möglich ist, zeigen die ermutigenden Initiativen im Bistum Eichstätt: Der ökologische Umbau der Abtei Plankstetten, die Klimaoffensive des Diözesanrats, das   Umweltmanagementprojekt des Bistums Eichstätt mit zahlreichen EMAS zertifizierten Einrichtungen z.B. der Pfarrei Heilig Kreuz, Neumarkt,  das seit 1992 laufende "Projekt Nachhaltige KU" der Katholischen Universität Eichstätt oder das erste deutsche und kirchliche Nachhaltigkeitsprojekt mit 7 kath. Institutionen, das Altmühltal Agenda 21 Projekt der Akademie. Was wir jetzt brauchen sind quasi Laudato si Aktionspläne mit langfristigen Umsetzungsstrukturen – wie das Gelingen kann. Sonst besteht die Gefahr, dass der mit der Enzyklika eingeläutete - grüne Kurswechsel - versandet.....

In 20 Jahren könnte die große Kluft zwischen Worten und Taten in der kirchlichen Umwelt- und Nachhaltigkeitspraxis auf allen Ebenen geschlossen sein.

Pressekontakt: Ralf Klemens Stappen, Sekretär der Franz von Assisi Akademie zum Schutz der Erde e.V. , Tel. ++49 9181 5095-130 E-Mail: ralf.stappen@faape.org . Internet: www.faape.org

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